WB Punkthäuser Kaufbeuren 2009 Auftraggeber Kreis- und Stadtsparkasse KaufbeurenWohnfläche ca. 1.500 m²

Auszeichnung / Preise

Ankauf, EU weiter zweiphasiger Realisierungswettbewerb

Städtebau

Ein „Rückgrat“ als überdachtes Wegesystem verbindet die drei Baukörper und deren neu geschaffene Service- und Gemeinschaftsräume. Das frühere UG wird zum neuen EG und verwebt die Eingangssituation mit den Gemeinschaftsräumen und der neu gestalteten Außenanlage. Die Wohnungen liegen damit ein ganzes Geschoss über dem Gelände und erhalten dadurch mehr Privatheit. Durch das „Rückgrat“ und die eingefügten Gemeinschaftsbereiche entsteht ein geschützter Garten mit gegliederten Freiräumen.

Wohnungsbau

Das Konzept ist, ein + an Wohnraum, räumlicher Qualität und vielfältigen Wohnmöglichkeiten zu schaffen.
+ variabler Mix aus 1- bis 5-Zimmerwohnungen
+ Maisonette (4 und 5 Zimmer): Wohnen über zwei Geschoße, wie im Einfamilienhaus
+ mehr Wohnfläche durch Balkone und Wintergärten (bei den Maisonetten zwei Geschosse hoch)
+ Dachgärten für die Wohnungen
+ ein großzügiger „Allraum“ als Wohn- und Essbereich
+ mehr Tageslicht, weite Ausblicke und großzügige, klare Räume
+ zusätzliche Räume für die Häusergemeinschaft (Service, Freizeit, Gemeinschaftsraum, Kinderbetreuung, Mietergärten, „Wohnen und Arbeiten“, …
+ Wohnen mit Energiegewinn

Energetisches Konzept

Die Modernisierung erfolgt in zertifizierter Passivhausbauweise nach PHI-Kriterien. Grundsätzlich wird bei allen haustechnischen und baukonstruktiven Elementen eine möglichst einfache Technik mit hoher Nutzerfreundlichkeit und individueller Bedienbarkeit eingesetzt.

Die hoch wärmegedämmte, wind- und luftdichte thermische Gebäudehülle hat mit der geringst möglichen Abwicklungsfläche ein optimales A/V-Verhältnis und minimiert dadurch die Transmissionswärmeverluste. Die Hülle ist unter Berücksichtigung der erforderlichen passivsolaren Energiegewinne und des sommerlichen Wärmeschutzes mit dem PHPP entwickelt worden.

Grundidee des haustechnischen Konzepts ist, ein in der Praxis bewährtes, energetisch hoch optimiertes, zudem nachhaltiges und ökologisches System einzusetzen. Pelletsanlagen kombiniert mit Solarthermie versorgen die drei Punkthäuser. Zentrale Lüftungen mit kontrollierter Be- und Entlüftung und Wärmerückgewinnung stellen ein nutzerfreundliches und wartungsarmes System dar.

Die Fassaden sind mit Ihren Fensteröffnungen unter differenzierter Betrachtung der unterschiedlichen Gebäudeseiten für passivsolare Energiegewinne optimiert und berechnet.

Photovoltaikanlagen auf den Dächern ergänzen das regenerative Energiekonzept. Pelletsanlagen werden für das Grundkonzept aus ökologischen und regionalwirtschaftlichen (Holz- und Forstwirtschaft) Gründen der Verwendung von Wärmepumpen vorgezogen. Im Idealfall kann beim dargestellten Konzept ein Energiegewinn erzielt werden, was den Aspekt des + Wohnens unterstreicht.

Der Hinweis aus dem Protokoll der 1. Phase, sich auf eine Variante beim energetischen Konzept festzulegen wurde berücksichtigt, dennoch wird noch einmal darauf hingewiesen, dass mit den drei gleichen Gebäuden an einem Standort die seltene Chance genutzt werden könnte, um drei unterschiedliche, in der Praxis bewährte, energetisch hoch optimierte und nachhaltige Systeme unter denselben Bedingungen zu vergleichen. Im Rahmen des Modellvorhabens könnten damit wertvolle Erkenntnisse erzielt werden, die auf zukünftige Wohnbauprojekte übertragen werden können. Die beiden Alternativen zum jetzt festgelegten Grundkonzept wurden aus diesem Grund noch einmal aufgeführt.

Vor den Balkonen geführte, manuell und individuell bedienbare Schiebeelemente mit textiler Membran gewährleisten die Verschattung im Sommer und in den Übergangsjahreszeiten. Die Membran der Schiebeelemente erlaubt  in geschlossenem Zustand den Durchblick nach außen und ist gleichzeitig Sichtschutz für die Privatheit auf den Balkonen. Der Sonnenschutz wurde gegenüber der 1. Phase in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit, Bedienbarkeit und Robustheit verbessert und vereinfacht.

Der Schallschutz gegenüber der stark befahrenen Neugablonzer Straße wird durch die Dreifachverglasung der Öffnungen in Kombination mit der kontrollierten Be- und Entlüftung erreicht.

Die Wintergärten werden im Winter und den Übergangszeiten durch bewährte Standard-Einfachglasschiebelemente geschlossen und fungieren damit als energetischer Pufferraum, der zugleich zum Überwintern von Balkonpflanzen benutzt werden kann. Ebenso ein energetischer Pufferraum ist das neue Eingangsgeschoss (früheres UG), in dem sich ein mittleres Klima vor der eigentlichen thermischen Hülle einstellt.

Baukonstruktion

Die statische Grundstruktur der Gebäude wird beibehalten. Wintergärten und Balkone werden als leichte, wirtschaftliche Stahlkonstruktion davor gestellt, um keine Wärmebrücken zur thermischen Hülle zu erzeugen. Die neu gedämmte thermische Hülle ist als hinterlüftete Konstruktion mit Holzfasereinblasdämmung und gefärbten Faserzementplatten geplant. Das Flachdach über dem neuen 6. OG (früheres Dachgeschoss) ist ein Warmdach mit Begrünung im Bereich der Dachgärten.

Ökologie und Wirtschaftlichkeit

Der CO2-Ausstoss für Heizung, Warmwasser und Hilfsstrom beträgt für das Muster-Punkthaus in 20 Jahren bei einer EnEV-Standard Sanierung 720 Tonnen im Vergleich zur Passivhausstandard Sanierung, die mit -33 Tonnen durch die eingesparten CO2 Emissionen des Solarstroms sogar einen negativen Wert erreicht.

Die auf 20 Jahre gerechneten Heiz- und Kapitalkosten würden bei einer EnEV-Sanierung gesamt um über 250 % über den Kosten der gewählten Passivhaussanierung liegen. Durch die tilgungsfreien KfW-Kredite, den Tilgungszuschuss, die geringeren Energiekosten von Pellet im Vergleich zu Gas oder Öl und die Größe der Umbaumaßnahme ist die Passivhaussanierung der Gebäudehülle wirtschaftlicher als eine EnEV-Sanierung und bringt zudem die ökologisch dringend erforderliche CO2 Reduzierung.

Bauökologie

Besonderes Augenmerk wird auf die Bauökologie gelegt. Die verwendeten ökologischen Baustoffe, insbesondere im Innenausbau, verringern erheblich die messbaren Schadstoffe in der Raumluft und tragen zur Luftqualität und Raumhygiene bei. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass mit dem Einsatz bauökologischer Materialien lediglich ca. 2 % Mehrkosten verbunden sind.