WB Bibliothek 21 Stuttgart 1999 Auftraggeber Stadt StuttgartNutzfläche ca. 6.400 m²

Städtebauliche Einbindung

Die Bibliothek 21 bildet mit dem Premierensaal, Science-Center und IMAX-Theater ein Gebäudeensemble, das den Städtebau des Gebietes Stuttgart 21 aufnimmt, jedoch durch seine Architektur als wichtiger öffentlicher Ort im Stadtraum deutlich ablesbar ist.
Die klare Gebäudeaußenform ist entsprechend den Anforderungen in zwei Gebäudeteile gegliedert, die entlang des Höhensprunges durch eine Fuge getrennt sind. Diese Fuge ermöglicht als Schnittstelle je nach Erfordernis eine Verknüpfung der beiden Gebäudeteile und sorgt für zusätzliches Tageslicht in diesem Bereich. Der Zugang zur Bibliothek 21 erfolgt auf dem oberen Geländeniveau vom Mailänder Platz aus. Der Premierensaal wird wie das Science-Center und das IMAX vom unteren Geländeniveau aus erschlossen – jedoch getrennt von diesen, um bei gleichzeitiger Benutzung die Funktionalität zu garantieren. Um das gesamte Gebäude in den Stadtraum zu integrieren, ist es möglich vom Mailänder Platz über die Eingangshalle der Bibliothek 21 (außerhalb der Buchsicherungsanlage) in das Foyer von IMAX und Science-Center und zum Stockholmer Platz zu gelangen. Mailänder und Stockholmer Platz sind als städtische Räume mit unterschiedlichem Charakter gedacht. Der Mailänder Platz als Platz der Kulturen soll Anziehungspunkt für Menschen  unterschiedlicher Kulturen sein, die sich durch die Nähe des neuen Hauptbahnhofes in diesem Stadtteil aufhalten werden. Dies soll durch einen internationalen Zeitungskiosk und Lesebänke auf dem Mailänder Platz unterstützt werden. Desweiteren dient der Platz als Plattform für einen internationalen Bücher – und Medienflohmarkt. Der Stockholmer Platz ist Treffpunkt vor dem IMAX und dem Science-Center, das auf diesem Freibereich eine Ausstellungsfläche für größere technische Objekte erhält.

Architektonische Idee

Die Struktur der Bibliothek 21 wird durch „Regale“, ein „Netzwerk“ aus Plattformen, Treppen und Stegen, das zentrale „Herz“ und eingestellte „Möbel“ gebildet. Diese Elemente sind von einer vielschichtigen „Hülle“ umgeben.

Das gleiche Konzept gilt für das Gebäude, in dem der Premierensaal, das Science-Center und das IMAX-Theater angeordnet sind.

Dieses Konzept ermöglicht eine vielfältige Verknüpfung der einzelnen Funktionen untereinander, wie z.B. den zusätzlichen Zugang von der Eingangshalle der Bibliothek 21 in den Premierensaal.

„Hülle“:
– Umgibt alle genannten Bauteile
– Leichte, transparente Konstruktion zur Tageslichtversorgung der Bibliothek 21
– Pflanzenvorhang, Medienwände und Sonnenschutzlamellen als vielfältige Schichten der Hülle (Klima- und Energiehaushalt, Sonnenschutz, Tageslichtsteuerung, geschützter Ausblick, offen – geschlossen, Informationsträger, etc.)

„Möbel“:
– In die „Regale“ bzw. unter die Gebäudehülle eingestellte Räume
– „Besondere“ Funktionen
– Auswechselbar bei Veränderungen der Bibliothek 21
– Eigenständige, „feinere“ Bauteile
– Taktile Qualität

„Herz“:
– Zwischen den „Regalen“ und dem „Netzwerk“ im Zentrum der Bibliothek
– „Lichtschnorchel“, an und in dem Tageslicht bis in die Eingangshalle hinunterfällt
– Leichter, textiler Kokon
– Tageslichterfüllter, zum Himmel gerichteter Raum
– Von allen Ebenen zugänglich
– Flanierweg führt entlang und durch das Herz auf den Dachgarten
– Ausstellungsplattformen und -räume im Herz mit differenzierten Licht- und Raumstimmungen
– Geborgener Aufenthalt mit Ausblicken in die Bibliothek 21 und den Stadtraum

„Netzwerk“:
– Plattformen zum Lesen, Lernen, Arbeiten und Aufenthalt am Tageslicht
– Stege, Treppen und Aufzüge vernetzen die Bibliothek 21 und führen den Flanierweg über die einzelnen „Regale“ am Herz entlang und durch dieses hindurch
– Als eigenständiges Element an die „Regale“ angehängt
– Reagiert auf zukünftige Veränderungen der Bibliothek 21

 „Regal“:
– Medienpräsentation der Bibliothek 21 und Ausstellung des Science-Centers
– Einfache und „rauhe“ Hauptstruktur, die sich auf der Gebäudehülle an der fünften Fassade als Dachgärten abzeichnet
– Permanentes Element, das gefüllt und entleert, an das angehängt und eingestellt wird
– Bestandteil des Flanierweges