Europan 5 Bern, CH 1998
Europan 5 „Hybrid Rest“ Bern, CH
mit W. Mayer Künstler, Berlin
Fragment
Das Gebaute ist Fragment. Es reagiert auf die Gegebenheiten des Ortes. Der Ort ist Zwischenraum, Reststück, ist selbst Fragment. Das Gebaute sind jene Fragmente, die aus den vorgegeben Grundstückseinteilungen und der geforderten Etappierbarkeit direkt abgeleitet werden. Europaplatz und Europaraum bleiben Zwischenräume in der Stadt. Sie werden nicht zum “klassischen”, räumlich klar definierten und bewußt geplanten Platz. Der öffentliche Europagarten ist Landschaftsfragment. Die Autobahn durchtrennt ihn, wird Bestandteil des Gebauten und somit selbst zum Fragment.
Schnittstelle
Das Gebaute ist sowohl ein Ort des Bleibens als auch ein Ort desWeggehens. Eine Schnittstelle für faktische Ortsveränderung. Es beinhaltet in seiner Immobilität gleichzeitig die ständige Möglichkeit des Weggehens bzw. -fahrens. Die einzelnen Fragmente sind untereinander durch ein Wege- und Erschließungssystem vernetzt. Dieses interne Netzwerk ist im Europaraum an die vorhandenen Verkehrssysteme auf dem Europaplatz angeschlossen. Die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Bauteile und öffentlichen Räume erfährt durch das Netzwerk eine Verschränkung sowohl untereinander als auch mit den örtlichen Gegebenheiten.
Transformation
Das Gebaute ist Medium zur Transformation der vorgefundenen zeitgenössischen und örtlichen Bedingungen. Alle schon vorhandenen Facetten des Ortes – die schönen und die häßlichen, die lauten und die leisen, die schmutzigen und ordentlichen – werden architektonisch und künstlerisch transformiert.
Als Beispiel: Die Erfordernis der Schallschutzwand an der Autobahn wird übersetzt in die Schaffung eines vielschichtigeren Wahrnehmungsraumes zur sinnlichen Aufnahme der Umwelt. Die Klangschale macht Lärm als Klang hörbar. Ein langer Sichtschlitz in der bepflanzten Schallschutzmembran ermöglicht für den Autofahrer die Wahrnehmung der durch die Autobahn und das Gebaute bedingten Veränderung und Fragmentierung der Stadt.
Es wird nach einer komplexeren Art des Umgangs mit dem Umfeld gesucht. Anstelle eines Aussortierungsprozesses findet eine Übersetzung ins Gebaute statt. Die Gegebenheiten – vordergründig positiv oder negativ – werden zu Möglichkeiten transformiert.
Hybrid
Das Gebaute beinhaltet immer das sowohl als auch. Es ist nie nur so oder so. Jedes einzelne Fragment trägt in sich selbst den Kontrast oder Widerspruch. Die Räume und Flächen des Gebauten sind Ort wie Unort, harmonisch und disharmonisch, laut und leise. Europaraum – und platz sind Ort der Fortbewegung, aber auch Ort des Aufenthalts. Das Gebaute bietet die Optionen sich dem Lärm zu entziehen oder sich dem Klang zu nähern: Der Europagarten stellt eine Rückzugsmöglichkeit dar, konfrontiert aber auch durch das Medium der Klangschale mit der Autobahn. In den nach innen orientierten Wohnungen ist es ruhig , auf dem Weg von dort zum Europlatz taucht man in die Geräusche der Außenwelt ein. Die Vielschichtigkeit des Hybrids beinhaltet sowohl das Ausgesetztsein – unter der Autobahn, an der Straße – als auch das Geborgensein – auf den bewohnten Dächern, im Europagarten.
