WB Neubau Dreifachsporthalle mit Parkhaus Kempten 2020 heilergeiger architekten und stadtplaner BDA mit Heid+Heid Architekten BDA Landschaftsarchitekt Latz + Partner Tragwerksplanung IHW Beratende Ingenieure Energiekonzept Güttinger Ingenieure

Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 – Neubau Dreifachsporthalle mit Parkhaus, Lindauer Straße, Stadt Kempten mit Ideenteil zur Umgestaltung des angrenzenden Kindergartenbereichs und Neugestaltung des Schulpausenhofes

 

Kemptens „Sport-Fenster“ ins Grüne

 

STÄDTEBAU
Dreifachsporthalle und Parkhaus fügen sich städtebaulich in die Lindauer Straße ein und nehmen vorhandene, Raum bildende Gebäudekanten und Topographie auf. Im Zusammenspiel mit den neu gestalteten Freianlagen werten Sie den öffentlichen Stadtraum der Lindauer Straße, das Umfeld des Hildegardis-Gymnasiums und das Quartier an der Reichlinstraße auf.
Die neue Dreifachsporthalle als wichtiges öffentliches Gebäude der Stadt Kempten bildet durch ihre städtebauliche Lage eine klare Adresse an der Lindauer Straße und zeigt die Präsenz des Sports in der Stadt Kempten. Deutlich erkennbar auf dem Weg von der westlichen Stadteinfahrt zur Stadtmitte. Die Eingangsseite mit Foyer der Sporthalle orientiert sich zur Lindauer Straße und springt auf der Kante des Mädchenpensionats von der Straße zurück. Dadurch entsteht ein großzügiger Eingangsplatz vor der Halle, der über eine neue Freitreppe mit dem Zugang zum Hildegardis-Gymnasium und dem Parkhaus verknüpft ist.
Das neue Parkhaus greift die Gebäudekanten an der Lindauer Straße und am Förderreutherweg auf und bildet mit der neuen Fahrradpergola einen geschützten Raum für den neu gestalteten Schulhof.
Durch die städtebauliche Situierung der Sporthalle gelingt es gleichzeitig, eine zusammenhängende Grünfläche an der Reichlinstraße für das Quartier und das Umfeld der Sporthalle zu gewinnen.
Für die Bürgerinnen und Bürger Kemptens und ihre Besucher wird so im Alltag das Sportgeschehen der Stadt durch ein markantes Fenster ins Grüne erlebbar.

ARCHITEKTUR
Dreifachsporthalle
Die städtebauliche Anordnung der Dreifachsporthalle spiegelt sich in ihrer Architektur wider. Das auskragende Vordach nimmt die Richtung der Lindauer Straße auf. Die Halle und ihre Nebenräume folgen dem Verlauf der Hangtopographie. Die obere Eingangsebene und die untere Sportebene nutzen den vorhandenen Geländesprung an der Lindauer Straße. Ein einfaches Satteldach überspannt die kompakte Halle. Zur Betonung des Eingangs, der im weiter überdeckten Vordachbereich liegt, wird der First zu diesem hin verschoben. Die Traufe wird gegenüber der Nachbarschaft und neben dem Durchgangsweg nach unten gezogen. Die Stirnseiten beim Eingang zur Lindauer Straße und bei den Spielfeldern zum Grünen sind offen. Dadurch werden zum einen ein großzügiges Foyer mit übersichtlicher Orientierung und direktem Bezug zum Sportbetrieb und zum anderen Sportflächen mit Blick ins Grüne geschaffen. Wand- und Dachflächen sind zur Betonung dieser Öffnungen und Ausrichtung geschlossener gehalten. Oberlichter im Dach sorgen für natürliches Tageslicht. Die aus den Wänden herausgeklappten Fenster ermöglichen den Blick zur Lindauer Straße. Die Nachbarn werden nicht gestört.
Ein Nebenraumtrakt mit Umkleiden und Gerätelager bildet die Fuge zwischen Hang und Halle. Gegenüber, aber im Hallenraum, befindet sich der Zuschauerbereich mit Tribüne. Alle Räume der Dreifachsporthalle sind barrierefrei für Rollstuhlfahrer zu erreichen. Das gilt auch für die rückwärtige Erschließung, welche die bestehenden Sportanlagen des Hildegardis-Gymnasiums von Norden über einen hangparallelen Weg direkt an die Umkleiden im Erdgeschoss anbindet.

Parkhaus
Das Gebäudevolumen des Parkhauses wird ebenso aus dem Städtebau abgeleitet und durch die Optimierung von überbauter Fläche und Höhe weiterentwickelt. Auch das Parkhaus wird von einem Satteldach überdeckt, das die bestmögliche Anpassung der Gebäudehöhen in Bezug zu den Nachbarn und den Abstandsflächen erlaubt und gleichzeitig dem Schnittverlauf des Split-Levels folgt. Dadurch ergeben sich zwei Untergeschosse, drei Obergeschosse zum westlichen Nachbarn und vier zur Einfahrt auf der Ostseite, die über die neue Linksabbiegerspur von der Lindauer Straße erreicht wird. Das lange, schmale Dach der Pergola entlang des Parkhauses bietet witterungsgeschützte Fahrradstellplätze und verbindet den unteren mit dem oberen Schulhof. Im Parkgeschoss auf der Höhe des unteren Schulhofs und befinden sich barrierefreie Pkw-Stellplätze.

MATERIALITÄT UND KONSTRUKTION
Grundsätzlich ist eine wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Materialität und Konstruktion vorgesehen. Ziel ist eine positive Ökobilanz durch Minimierung ihres CO2-Anteils und durch den Einsatz regenerativer und recyclingfähiger Baustoffe mit Nutzung regionaler Kreisläufe.
Das Tragwerk von Dreifachsporthalle, Parkhaus und Fahrradpergola besteht jeweils aus Holz unter Einbeziehung brandschutztechnischer Anforderungen. Bei der Halle liegen die Holzbinder als Bügel auf dem massiven Nebenraumtrakt auf, der aus einer kerngedämmten Konstruktion aus Recycling-Beton mit CO2 reduziertem Zement besteht. Zusammen mit den Holzbindern prägt die darauf liegende, sichtbare Holzstapeldecke mit integrierter Akustikfräsung die innenräumliche Atmosphäre der Sporthalle. Für die Klarheit der Gebäudegestalt sind Dach und Fassade einheitlich mit 100% recyceltem, sehr langlebigem und robustem Kupfer in handwerklicher Falzdeckung umhüllt. In Zuschnitt und Richtung der Kupfertafeln wird im Detail die Überlagerung der städtebaulichen Struktur von Hang und Lindauer Straße sichtbar. Das abfließende Regenwasser sammelt sich in einer Entwässerungsmulde am Fußpunkt und wird zur Unterstützung der Raumlufttechnik in einer Zisterne gesammelt. Der Überschuss wird von dort zur neuen Quartierswiese nördlich der Halle geführt, die als kontrollierter Regenwasserüberlauf dient (keine Versickerung). Die Gründung der Sporthalle erfolgt mit Bohrpfählen.
Die Konstruktion des Parkhauses aus Holzträgern und -stützen basiert auf erprobten Anwendungen für diese Nutzung. Lediglich die Decken bestehen aus Beton. Die Fassadenhülle aus Streckmetall sorgt für Witterungsschutz bei gleichzeitiger natürlicher Belüftung und Belichtung des Parkhauses. Zudem dient es als Rankhilfe für die Fassadenbegrünung. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird für die Fassade auch Kupfer vorgeschlagen, das damit ebenso die Orientierung zwischen Sporthalle und Parkhaus unterstützt. Das begrünte Dach des Parkhauses trägt zur Entsiegelung, Regenrückhaltung und Verbesserung des Mikroklimas bei.

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Eingangsplatz Dreifachsporthalle
Der südorientierte Eingangsplatz verknüpft den Kemptener Stadtraum an der Lindauer Straße mit seinem Alltagsleben direkt mit dem Hauptzugang der Dreifachsporthalle. Eine behutsam in die Topographie des Hangs integrierte Frei- und Sitztreppenanlage verbindet den Eingangsplatz mit dem höhergelegenen, neuen Parkhaus, dem Hildegardis-Gymnasium und dem „Haus für Kinder und Eltern“. Dadurch können Fußgänger und Schülergruppen nicht nur auf dem schmalen Bürgersteig entlang der Lindauer Straße gehen, sondern es wird ihnen, aber auch den Sportlern, Sporthallenbesuchern und Fans eine attraktive, sicherere und direkte Verbindung angeboten. Auch die Bushaltestelle am Eingangsplatz profitiert hiervon. Die wertige Oberfläche des Vorplatzes empfängt die Besucher, fördert die Aufenthaltsqualität auch für große Gruppen und bietet genügend Raum für Begleitprogramme, Liefer- und Servicefahrzeuge und barrierefreie Stellplätze.

Weg zwischen Lindauer Straße und Reichlinstraße
Entlang der Hallenostseite und einer daran entlangführenden, üppig begrünten Entwässerungsmulde für das Hallendach, führt ein alleeartig gestalteter Weg zu einem neuen Freiraum für das Quartier an der Reichlinstraße. Der Weg schafft zudem eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in diesem Kemptener Stadtteil.

Quartierwiese
Eine großzügige Rasensenke als Tummelwiese und Quartierwiese und der neu gestaltete Spielplatz bieten der Nachbarschaft besondere Aufenthaltsqualitäten für Kinder und Ruhesuchende, geschützt vor der Lindauer Straße. Der Spielplatz entwickelt sich unter Einbeziehung des Hangs und des erneuerten Schulwegs aus nördlicher Richtung. Ergänzende Pflanzungen schirmen die Nachbarschaft im Osten ab. Die zentrale Fläche der Quartierwiese dient als kontrollierter Regenwasserüberlaufbereich bzw. Retention (keine Versickerung) für das auf der Halle und möglichst allen Gehbereichen im Gelände anfallende Regenwasser optional unterstützt durch unterirdische Rigolen unter den Schulhöfen.

„Haus für Kinder und Eltern“
Eine neue, umlaufende Gestaltung charakterisiert die ehemalige Villa Rist und erlaubt eine gesicherte Spiellandschaft für das „Haus für Kinder und Eltern“. Der Zugangs- und Zufahrtsbereich wird konsequent von dieser getrennt, um die Sicherheit des Innenbereichs zu stärken und einen eigenen, öffentlichen Zugang anzubieten.
Eine frei wachsende Hecke bietet Schutz, verbirgt den erforderlichen Zaun und integriert in innenliegenden „Taschen“ die vielfältigen Spielgeräte für die Kinder. Nur das Fußballfeld im rückwärtigen Innenhof darf herausstechen. Teilweise sind die Spielflächen in Asphalt gehalten, der sich von den Kindern perfekt bemalen und belaufen lässt. Die Übergangsbereiche zu den Spieltaschen sind als wassergebundene Decke vorgesehen. Neue Baumpflanzungen können jene gewünschten Obstbäume beinhalten, die für die Kinderpädagogik wertvoll sind. Ein direkter Zugang zur Quartierswiese wäre denkbar.

Oberer und unterer Schulhof des Hildegardis-Gymnasiums
Oberer und unterer Schulhof des Hildegardis-Gymnasiums sollen auch in Zukunft als Schullandschaft zwei unterschiedliche Aufenthaltsbereiche für die Schülerinnen und Schüler bieten. Die unterschiedlichen Ebenen der Schulhöfe werden durch eine einladende Frei- und Sitztreppenanlage verbunden, in die eine barrierefreie Rampe eingefügt ist. Der obere Schulhof behält sein beliebtes Amphitheater, umfasst von einer großzügigen Sitzbank. Der Haupteingang soll nach allen Seiten geöffnet werden. Zusätzliche Bänke und Bäume bieten weitere Aufenthaltsqualität für diesen Aussichtspunkt.
Auch im unteren Schulhof werden große Teile der Grünfläche erhalten und intensiver als Blumenwiese oder Pflanzbeete weiterentwickelt. Viele Bäume bieten Schatten und geben dem Raum Halt. Eine lange Sonnenbank aus massiven Holzbalken schließt den Raum entlang der Hecke zum „Haus für Kinder und Eltern“ hin ab. Diese verknüpft zugleich den verbesserten nördlichen Zugangsweg mit dem Haupteingang der Schule und der Zufahrt zum Parkhaus. Es entsteht ein attraktiver Treff und Durchgang auch außerhalb der Schulzeiten. Während zu den Nachbarn dichtere Pflanzungen wichtig sind, wird vorgeschlagen, die weiteren Grünflächen der Schullandschaft gemeinsam mit den Schülern und Lehrern des Hildegardis-Gymnasiums zu entwickeln.

Perspektive Dreifachsporthalle | Blick Lindauer Straße

 

Lageplan

Erdgeschoss Dreifachsporthalle mit Eingangsbereich Lindauer Straße

Untergeschoss Dreifachsporthalle

Längsschnitt Dreifachsporthalle

Querschnitt Dreifachsporthalle

 

Fassadenschnitt und Ansicht Dreifachsporthalle

Ansicht Süd Dreifachsporthalle

Querschnitt Parkhaus

Ansicht Süd Parkhaus

Perspektive Parkhaus

Erdgeschoss Parkhaus mit Ideenteil – Umgestaltung des Kiga-Außenbereichs und der Pausenhoffläche