Auszeichnung / Preise

2. Preis, Realisierungswettbewerb

Lindau (B) – Städtebaulicher Realisierungswettbewerb für innovatives Wohnen mit öffentlichen Einrichtungen auf dem Areal „Alte Stadtgärtnerei“

Städtebau

Grundlage: Potenzial des Ortes mit ehemaliger Lindauer Stadtgärtnerei, historischer Parkanlage, wertvoller Begrünung, denkmalgeschützter Bestand, Nähe zum Aeschacher Zentrum.
Vielfältiges, lebendiges Wohnquartier aus den Qualitäten des Ortes entwickelt. Flächen und Boden schonend im bereits versiegelten östlichen Bereich. Maßstäblich einfügt in die Umgebung. Kleinteilige, gegliederte Struktur aus Gebäudegrößen des Umfelds. Dadurch Stärkung der Akzeptanz in der Nachbarschaft.
Mit der Villa Engel, dem Stadtgärtnerhaus und der Orangerie bilden neue Gebäude drei geborgene, gemeinschaftliche Quartierräume. Mit je eigenem Charakter auf Basis der vorgefundenen Struktur: Engel-Hof, Orangerie-Hof und Wald-Hof. Lang gestreckter KiGa-Baukörper leitet vom Quartier in öffentlichen Park im Südwesten und umfasst Raum mit Christuskirche, Gemeindehaus und Jugendkirche.
Städtebauliche Gliederung: Starke Verzahnung des neuen Wohnquartiers mit westlichem Park. Feingliedriges Wegenetz (Fußgänger und Radfahrer) für Vernetzung und Durchlässigkeit zu Landschaftsraum und benachbarten Quartieren Reutin und Aeschach. Punktartige, etwas höhere Baukörper verstärken Orientierung im Quartier: „Tor“ in Verbindung mit Villa Engel, „Gelenk“ und „Schlussstein“ markieren Übergänge und Abschlüsse der Höfe und stärken Prägnanz des Quartiers in der „Mental Map“ der BewohnerInnen.

Landschaftsarchitektur und Freiraum

Erhalt des bestehenden Grünraums mit Park im Westen und Bannwald im Norden – als Teil der Lindauer „Landschaftsfinger“ – ist wesentliche Qualität und Wert für neues Wohnquartier. Nun öffentliche Parkanlage trägt zur Aufenthaltsqualität im neuen und in bestehenden Wohnquartieren bei. Unzugänglicher Bannwald ist Biotop und unterstützt Mikroklima. Seine atmosphärischen Qualitäten strahlen in nördlichen Wald-Hof und geben ihm seinen Namen.
Park zwischen Christuskirche und neuem Wohnquartier ist neuer, attraktiver und öffentlicher Spielplatz für Stadtteil im Gebiet Aeschacher Markt. Weitere öffentliche Aktions- und Spielflächen an neuer Wegeverbindung Anheggerstraße zum Schweizerhofweg bzw. zur Ludwig-Kick-Straße.
Quartierhöfe erhalten durch Landschaftsarchitektur je eigenständige Atmosphären, Aufenthaltsqualitäten und Gebrauchsmöglichkeiten. In befestigte Hofflächen grüne „Intarsien“ unterschiedlicher Gestaltung eingeschrieben. Im Wald-Hof natürliche Elemente wie Wasser, Holz und Wildblumenwiese. Engel-Hof mit Rasen, steinernen Sitzbänken, Brunnen und gefasstem Blütenfeld mit Strukturen eines Villengartens. Orangerie-Hof ist Neuinterpretation vorgefundener Spuren der Pflanzbeete der Stadtgärtnerei für Nutzung als Urban Gardening mit Mietergärten, Fischbecken etc.
Begrünte Vorbereiche im Osten der Gebäude mit differenzierter Bepflanzung als Übergang zwischen öffentlichen Quartierhöfen und privaten Wohnräumen. Erdgeschoss-Wohnungen mit Freibereichen im Westen. Privatheit durch gestaffelte und geschichtete Bepflanzung mit Gräsern oder Heckenstreifen.

Erschließung

Neues Wohnquartier oberirdisch autofrei. Motorisierter Verkehr in Tiefgarage unter der Wohnbebauung und an diese angebunden. Tiefgarage von Ludwig-Kick-Straße erschlossen. Nutzung des dort tieferen Geländeniveaus für ebenerdige Zufahrt. Südlicher Beginn des Quartiers mit punktuellen, oberirdischen Stellplätzen und Hol- und Bringverkehr der KiGa. Zufahrt von Feuerwehr, Rettung, Müll- und Umzugsfahrzeugen über bestehende Einfahrt an Ludwig-Kick-Straße auf befestigten Hof-Flächen. Höfe im Alltag in erster Linie für gemeinschaftliches Quartiersleben und für Wegenetz der Fußgänger und Radfahrer. Wege sind mit Umgebung eng verknüpft und leiten Radverkehr zwischen Schönau und Oberreitnau nach Aeschach. Gesamtes Wegenetz barrierefrei. Anbindung an TGA ebenso barrierefrei über für Quartier zugänglichen Aufzug im zentralen „Gelenk“-Baukörper. Alle Erdgeschosswohnungen nach Bayerischer Bauordnung barrierefrei. Je nach Anordnung von weiteren Aufzügen barrierefreie Erschließung aller Wohnungen.

Gebäude

Für Geschosswohnungsbau ist Mix mit 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen mit gefordertem Anteil unterschiedlich großer und geförderter Wohnungen. Neue Gebäude mit etwa 60 Wohneinheiten mit durchgängig drei Geschossen. Traufhöhe „Gelenk“ und „Schlussstein“ durch höheres Erdgeschoss etwas über angrenzenden, neuen Häusern. In diesen beiden Erdgeschoßen gemeinschaftliche Nutzungen. Ergänzend 6 Reihenhäuser, selbstverständlich durch ihre Lage in neues Wohnquartier integriert.
Wohngebäude schaffen für  BewohnerInnen in Verbindung mit gemeinschaftlichen Bereichen im Innen- und Außenraum hohe Nutzungsvielfalt, starke Vitalität und gelebtes Miteinander im neuen Quartier.
Setzung, Kubatur und Materialität der neuen Gebäude im Dialog mit Villa Engel, Stadtgärtnerhaus und Orangerie. Einfache, kubische Gestalt bewirkt städtebauliche Raumbildung und wirtschaftliche, unterhaltsarme Konstruktion. Obergeschoss-Freibereiche als Loggien in Baukörper integriert. Flachdächer mit extensiver Dachbegrünung zur Regenwasserrückhaltung, Verbesserung des Mikroklimas und Klimaresilienz.
Konstruktion und Material folgen Ressourcen schonendem Bauen. Wiederverwertbarkeit, Einbindung in ökologische und regionale Kreisläufe und CO2-Neutralität in Balance zu nachhaltiger Wirtschaftlichkeit. Ebenso Basis für energetisches Konzept.  Vorteile einer Quartierstruktur auch im Energiebereich.
Neue KiGa organischer Teil der Bebauun. Durch ihre Gestalt Betonung der besonderen Nutzung. Großzügige Dachterrasse als gut bespielbarer und Flächen sparender Freibereich für die Kinder. Über Freitreppe, Sitzstufen und Rutsche mit Garten verbunden.

Perspektive Engel-Hof / Villa Engel

Lageplan

Nutzungsmischung / Vitalität / Miteinander

Perspektive Wald-Hof / „Schlussstein“

Gestaltungsplan

Längsschnitt

Querschnitt

Kleinteiligkeit / Einfügung / Maßstab / Nachbarschaft               Orientierung / „Mental Map“

Zwischenräume / Raumbildung / Gemeinschaftliche Quartierräume           Verzahnung

Grün / Landschaftsraum

Durchlässigkeit / Wege / Vernetzung                                                            Vielfalt Wohnen

Barrierefreiheit

Öffentlich / Gemeinschaftlich / Privat                                                     Parken / Motorisierter Verkehr