Seniorenzentrum Waltenhofen 2000 - 2003 Auftraggeber Sozial-Wirtschafts-Werk Oberallgäu in SonthofenWohnfläche ca. 6.500 m²BRI ca. 27.000 m³Leistungen 1 - 9Haustechnik Ingenieurbüro Dürrheimer GantnerElektroplanung Ingenieurbüro GutmannLandschaftsarchitekt Büro Hefele
Auszeichnung / Preise
Anerkennung beim Bayerischen Wohnungsbaupreis 2003 Barrierefreier Wohnungsbau mit hoher Qualität Wettbewerb 1999 1. Preis
Veröffentlichungen
P001 - P117 Architektur im Allgäu 1990-2005
Seniorenzentrum St. Martin, Waltenhofen
Projektleitung im Büro Architekt BDA Dieter Heiler
Städtebau
Die Baukörper bilden durch ihre Stellung einen geschützten Raum, womit ein besonnter, nach Süden offener Garten für die gesamte Anlage geschaffen wird. Der Winkelbau zur Immenstädter Straße mit dem Pflegeheim und den Gemeinschaftseinrichtungen ist mit dem Eingangsfoyer Verbindungsglied zur Ortsmitte. Die einfachen Baukörper des betreuten Wohnens sind entlang der natürlichen Hangkante angeordnet. Durch den Abstand zwischen diesen beiden Baukörpern wird das denkmalgeschützte Pfarramt städtebaulich miteinbezogen und dessen Aussicht in die Berge erhalten.
Die Baukörper sind so orientiert, daß alle Pflegezimmer und betreuten Wohnungen nach Süden zum Garten und nach Westen zur Landschaft – abgewendet von der B19 – liegen. Morgensonne, Mittagsonne und Abendsonne für alle. Bergblick von den Pflegezimmern und vom betreuten Wohnen aus.
Eingangsbereich
Der barrierefreie und rollstuhlgerechte Hauptzugang zum betreuten Wohnen und zum Pflegeheim erfolgt auf dem Höhenniveau der Immenstädter Straße, um zum einen die Anlage in das Ortsgeschehen von Waltenhofen zu integrieren und zum anderen, um den vorhandenen Höhensprung bequem und barrierefrei zu überwinden.
Der Luftraum des Eingangsfoyers von der Straßenebene bis zum zweiten Pflegegeschoß verknüpft die unterschiedlichen Ebenen und erlaubt den Kontakt zwischen dem zentralen Gemeinschaftsraum mit Cafe und dem Geschehen im Ort.
Er dient als Schnittstelle, um die Alltagsnähe zwischen der Seniorenwohnanlage und Waltenhofen herzustellen. Von hier aus läßt sich gut das Kommen und Gehen von Besuchern und Mitbewohnern beobachten.
Das Foyer mit fließendem Übergang in das Cafe, die offene Treppe und der freistehende Aufzug schaffen einen großzügigen und einladenden Eingangsbereich.
Unmittelbar am Eingangsfoyer ist der Empfang, das Leiterbüro und das Büro des Krankenpflegevereins.
Anschließend an das Foyer und in direkter Verbindung befinden sich der Mehrzweckraum – bei Bedarf zum Foyer zuschaltbar – und die anderen zentralen Einrichtungen des Seniorenzentrums. Das Foyer bildet eine Art „Dorfplatz“ um den sich das ganze Geschehen wie Küche, Essen, Friseur gruppiert. Damit verknüpft ist ebenso der Andachtsraum, der etwas abgerückt, in geschützter Lage angeordnet ist.
Ein großes Fenster in diesem Raum nach Westen mit Ausblick auf einen kleinen Teich im Garten unterstützt die Möglichkeit zur Meditation und Besinnung. Durch große Türelemente kann er mit dem Mehrzweckraum zu einem großen Raum verbunden werden.
Pflegeheim
Die Pflegezimmer sind nach Westen und Süden gerichtet: Ausblick vom Bett der Pflegezimmer in den Garten über tiefe Fenster, die Mittagsonne und Abendsonne kann direkt in die Zimmer scheinen, aber auch durch individuell verschiebbare Sonnenschutzlamellen abgehalten werden.
Die Wohnflure des Pflegeheims sind Aufenthaltsbereich in direkter Nähe der Pflegezimmer. Räumliche Bildung von Nischen, die Ausblick, aber auch Schutz bieten und Geborgenheit vermitteln. Von hier aus läßt sich gut das Geschehen im Ort und auf der Straße beobachten. Der Wohnflur als „Fenster zur Welt“. Ein Platz, um die Morgensonne zu genießen, die auch über die Oberlichtfenster der Türen in die Zimmer scheint. Die Naßzellen sind ebenso mit verglasten Oberlichtern zum Flur versehen.
Anordnung gemeinschaftlicher Aufenthaltsbereiche in direkter Nähe der Zimmer, mit Blick auf die Straße und zum Garten, ergänzt durch windgeschützte südorientierte Gemeinschaftsterrassen.
Die Aufweitung und Gliederung der Flure und insgesamt viel Licht und Sonne vermeidet dunkle Flursituationen. Durch Tageslicht und Ausblicke ergibt sich eine selbstverständliche und klare Wegestruktur in allen Gebäuden. Die Funktionsräume des Pflegeheims sind nach Norden gerichtet, die Wohnbereichsküchen zusätzlich mit Fenstern nach Süden und Westen versehen, um die therapeutische und pädagogische Funktion dieser Einrichtung zu stärken.
Betreutes Wohnen
Die Gebäudelage ermöglicht einen „Rundumblick“ in die Allgäuer Landschaft und Alpen. Ausrichtung aller Individualräume der Wohnungen nach Westen zur Landschaft.
Die Bäder erhalten über Oberlichter zum Wohnflur Morgensonne. Die Küchen können über ihr Ostfenster am Leben im Wohnflur teilnehmen.
Die Wohnflure des betreuten Wohnens liegen zum geschützten Garten und bieten durch ihre erhöhte Lage einen weiträumigen Blick auf das gesamte Alpenpanorama. Diese besonnten „Wohnstraßen“ sind erweiterter Wohnbereich und Ort für Kommunikation, Treffen und „Kaffeklatsch“. Solche Einrichtung werden nach Erfahrung aus anderen Senioreneinrichtungen gut von den Bewohnern angenommen und stellen ein wichtiges soziales Element für das Zusammenleben dar.
Die windgeschützte Gemeinschaftsterrasse zwischen den beiden Baukörpern erweitert diese Bereiche ins Freie.
Die Abstellräume für die Wohnungen befinden sich im Gebäudesockel entlang der markanten Hangkante auf der Ebene des Gartens und erhalten dadurch Tageslicht und einen wettergeschützten Vorbereich.
Geschützter Garten
Geschützt von den umgebenden Baukörpern liegt der besonnte Garten für das gesamte Seniorenzentrum, der räumlich und gärtnerisch vielfältig angelegt ist.
Gedacht ist an eine Gartengestaltung, die die Wahrnehmung mit allen Sinnen anregt und wachhält. Es gibt räumlich offenere Bereiche zum Spazierengehen bzw. Rollstuhlfahren, „Aktivitätsfelder“ für Boule, Freilichtschach, Gymnastik und Bewohnergärten für die Leute, die in der betreuten Seniorenanlage wohnen.
Durchzogen werden diese Bereiche von wassergebundenen Wegen die unterschiedlich lange rollstuhlgerechte und barrierefreie Spaziergänge und -fahrten als Rundweg ermöglichen und einem Biotop, das gleichzeitig zur Verbesserung des Kleinklimas dient und vom Regenwasser der umliegenden Dächer gespeist wird. Eine Sonnenterrasse, angegliedert an das Cafe bietet einen windgeschützten Aufenthaltsbereich im Garten in der Nähe des Foyers. Westlich davon werden kleiner gegliederte Freiräume vorgeschlagen, die durch Hecken und Sträucher Orte zum Zurückziehen ermöglichen.
Um den Umgang mit Tieren zu ermöglichen, sind Vogelvolieren in den geschützteren Bereichen und Flächen für Kleintierhaltung bei den Bewohnergärten vorgesehen.
Eine große Treppe mit Sitzstufen zur Gemeinschaftsterrasse ist Bindeglied zwischen dem geschützten Garten und dem offenen Landschaftsraum. Über den Aufzug des betreuten Wohnens ist diese Terrasse ebenso rollstuhlgerecht zu erreichen.
Von der Gemeinschaftsterrasse führt ein flach ansteigender Weg – begleitet von Sitzbänken – zum Aussichtspunkt auf dem Hügel im Westen.
Konstruktion und Material
Außenwände und tragende/ aussteifende Innenwände in Ebene -1 aus Stahlbeton.
Ab Ebene 0 bis Ebene 2 bzw. Ebene 3 Außenwände aus Mauerwerk (Lochfassade) und als Stahl-/ Glasfassade mit vorgehängten Holzlamellen bzw. großformatigem textilem Sonnenschutz. Nichttragende Innenwände in schalldämmender Leichtbauweise (Platzersparnis). Decken aus Stahlbeton auf tragenden Außen- und Innenwänden, teilweise auf Stahlbetonstützen aufliegend.
Dach bestehend aus hinterlüftetem Flugdach mit wasserführender Schicht und gedämmter Stahlbetondecke. Aufzug, innenliegende Treppen, außenliegende Fluchttreppen, Terrassen und Stege in Stahlkonstruktion.
Ausbaumaterialien mit angenehmen haptischen Qualitäten, die eine wohnliche, „warme“ Atmosphäre erzeugen. Materialien, die an das frühere zu Hause erinnern und alle Sinne anregen und wachhalten, wie z.B. Holzoberflächen, verputzte Ziegelwände, etc. Verwendung von „LOW-OLF“ Materialien (sehr geringe Schadstoff- und Geruchsemissionen).
Oberflächen und Materialien gemäß DIN 18025 Teil 1 und 2.
Energetisches und haustechnisches Konzept
Energieerzeugung und Nutzung der Solarenergie
Grundlage des Konzeptes ist die Reduzierung der Transmissionswärmeverluste der Gebäudeaußenflächen durch einen kompakten Grundriß und Gebäudequerschnitt.
Die Gebäudehülle besteht aus hochwärmedämmenden Materialien.
Der Wohnflur ermöglicht passivsolare Energiegewinne in der Übergangszeit von Frühjahr und Herbst und während des Winters.
Im Südflügel des Pflegeheims und bei den Gebäuden des betreuten Wohnens bietet er zusätzlich Schallschutz für die Zimmer.
Der verbleibende geringe Wärmebedarf wird ökologisch sinnvoll entweder mit einer Gasbrennwertanlage oder einem Rapsölrestwärmekessel gedeckt.
Sonnenschutz
Ein Überhitzen im Sommer wird durch verstellbaren textilen
Sonnenschutz und Holzlammellen vermieden.
Sanitärkerne
mit zentralem Schacht für die Haustechnik im Bereich der Küchen und Bäder:
ermöglichen die Nutzung der Abwärme aus Abwasser und Abluft über Wärmetauscher und Wärmepumpen für Heizung und Brauchwasservorerwärmung.
Es wird ein hoher Grad der Vorfertigung und Vorinstallation und kurze Leitungslängen erreicht und leicht zugängliche und gute Wartungsmöglichkeiten geschaffen.
Be-/Entlüftung
Sie erfolgt über natürliche Querlüftung.
Die Küchen und Bäder werden über die Sanitärkerne entlüftet.
Regenwassernutzung
Das anfallende Regenwasser wird zum einen zur Speisung des Gartenteichs genutzt und zum anderen in einen Grauwassertank eingeleitet, wo es zur Nutzung als Toilettenspül-, Putzwasser und zur Gartenbewässerung gespeichert wird.